Tanz oder gar nicht : Die Zusammenarbeit zwischen Berliner Schulen, Kulturagenten und TanzZeit

18. Oktober 2013

„Das ist etwas, das aus dem tiefsten Inneren kommt.“ Wenn Jo Parkes von ihrer Arbeit erzählt, merkt man ihr die Leidenschaft an. Die Choreografin und Tanzpädagogin liebt ihren Beruf. Und so verwundert es nicht, dass sich diese Begeisterung auch auf die Kinder und Jugendlichen auswirkt. Und das sind mittlerweile eine ganze Menge. Drei verschiedene Schulen besuchen Jo Parkes und ihre Kollegen von TanzZeit allein im Rahmen des Kulturagenten-Programms regelmäßig. Die Zusammenarbeit mit den Kulturagenten-Schulen geht dabei über das normale Angebot von TanzZeit hinaus. „Hier haben wir viel mehr Zeit und Ressourcen und können so gemeinsam mit den Schulen und Kulturagenten etwas speziell Zugeschnittenes schaffen. Das ist schon was Besonderes“, so Jo Parkes.

Einer dieser besonderen Partner ist die Lina-Morgenstern-Schule in Berlin-Kreuzberg. Hier ist TanzZeit seit vergangenem Jahr im Rahmen des Kulturagenten-Programms aktiv. Mittlerweile läuft die Zusammenarbeit sehr erfolgreich und ist vor wenigen Wochen ins zweite Jahr gestartet. Das aktuelle Programm besteht dabei aus mehreren Elementen. Der gesamte 7. Jahrgang erhält Unterricht in zeitgenössischem Tanz. Zudem gibt es für den Jahrgang eine Tanz-AG, die es besonders interessierten Schülerinnen und Schülern ermöglicht, wesentlich tiefer in den zeitgenössischen Tanz einzutauchen. Um den Schülerinnen und Schülern einen erfolgreichen Einstieg zu ermöglichen, starteten die Tanzklassen unlängst mit zwei Intensivtagen im Podewil. Anschließend geht es dann wöchentlich mit einer Doppelstunde in der Schule weiter.

Doch nicht nur die Schülerinnen und Schüler bekamen zum Start einen Crash-Kurs, auch für die Lehrerinnen und Lehrer wurde ein tänzerischer Workshop angeboten. Mit gutem Grund, wie die zuständige Kulturagentin Michaela Schlagenwerth weiß: „Dass auch die Lehrkräfte eine Einführung erhalten, ist wichtig, damit sie sich nicht nur als Aufsichtsperson fühlen. Sie bekommen so ein Gespür dafür, was die Schüler machen.“ Im Anschluss an diesen Lehrer-Workshop folgen zudem Gespräche zwischen den Tänzern und dem jeweiligen Klassenlehrer, um mögliche Konzepte der Zusammenarbeit zu erörtern: Wie können sich die Klassenlehrer einbringen? Inwieweit selbst mittanzen? Wie kann man gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Themen für die Präsentationen entwickeln? Letztendlich stehen jedoch die Schüler im Mittelpunkt – und natürlich ihre Aufführungen. „Denn die sind enorm wichtig, damit die Jugendlichen ein Ziel vor Augen haben“, so Michaela Schlagenwerth.

Das sieht auch Martin Kern so. Er ist Lehrer an der Erika-Mann-Grundschule in Berlin-Wedding. Auch hier arbeitet man im Rahmen des Kulturagenten-Programms bereits das zweite Jahr mit TanzZeit zusammen. Das Zauberwort dieser Kooperation lautet dabei „fächerübergreifend“. Die Verantwortlichen fragten sich im Vorfeld: Wie kann man Tanz mit Unterrichtsinhalten verknüpfen? Eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Idee, die für Parkes und Kern jedoch gerade im Hinblick auf Chancen für eine gelingende Inklusion vielversprechend ist. So können in diesem Rahmen auch Schülerinnen und Schüler, die ansonsten eher im Hintergrund stehen, auf einmal eine tragende Rolle übernehmen.

Wie so etwas aussehen kann, zeigt ein Blick ins vergangene Schuljahr der Erika-Mann-Schule. Unter dem Titel „Learning by Moving“ gaben hier verschiedene Fachlehrer einen Input, der von Schülerinnen und Schülern und Künstlern bearbeitet und tänzerisch umgesetzt wurde. Beispielsweise warf die Lehrerin für Naturwissenschaften das Thema „Wind“ in den Ring. Davon ausgehend machten die Schülerinnen und Schüler erste bewegungsorientierte Erfahrungen, indem sie ihre Körper als Luftteilchen wahrnahmen. Am Ende entstand daraus eine ausgefeilte Choreografie, die es schlussendlich auf die Bühne schaffte.

In eine ähnliche Richtung geht auch das aktuelle Projekt „Moving the Classroom“, welches das klassische Verständnis von Unterricht auf den Kopf stellt. Denn: Die teilnehmenden Klassen erhalten Besuch von einer professionellen Tänzerin und Choreografin, die in Absprache mit dem Fachlehrer Unterrichtsinhalte tänzerisch vermittelt. In zwei Jahren werden so acht Klassen und acht Lehrer aus acht verschiedenen Fächern beteiligt sein. Ein weiteres Kulturagenten-Tanzprojekt an der Erika-Mann-Schule ist zudem „Dance in Public Spaces“, bei dem die Schüler den öffentlichen Raum tänzerisch erobern. 

Doch wie geht es weiter, wenn das Kulturagenten-Programm in zwei Jahren endet? Ist dann wieder alles beim Alten? Wohl kaum. So plant etwa die Erika-Mann-Schule, ihr bereits vorhandenes Theaterprofil um den Bereich Tanz zu erweitern. Auch hieran arbeitet die Schule gemeinsam mit der Kulturagentin und TanzZeit. Zudem engagiert sich TanzZeit bereits jetzt mit viel zusätzlicher Energie und personellen Ressourcen für die Kooperationen und hat die Verstetigung der Arbeit auch nach 2015 immer fest im Blick.

Dennoch ist auch Jo Parkes klar: „Die Kulturagenten werden schon fehlen und sind kaum zu ersetzten. Es gibt aber auch viele interessierte Lehrer, die sich sehr für das Thema Tanz engagieren.“ Ein wichtiger Baustein sei es deshalb, die Lehrer bereits jetzt mit Tanz-Workshops für das Thema zu begeistern sowie die gesammelten Ergebnisse und Erfahrungen festzuhalten und dem Kollegium zugänglich zu machen. „Hier sehe ich die Beteiligten auf einem guten Weg“, so Parkes.

 

Kontakt:

Landesbüro Berlin „Kulturagenten für kreative Schulen“
Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinnützige GmbH (DKJS)
Regionalstelle Berlin
Christine Florack, Manuela Kämmerer, Leiterinnen
Tempelhofer Ufer 11
10963 Berlin
Tel 030 / 25 76 76-604 E-Mail
berlin@kulturagenten-programm.de


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  • Landesstelle "Kulturagenten für kreative Schulen Berlin"
  • Gemeinnützige Deutsche Kinder- und Jugendstiftung GmbH (DKJS), Regionalstelle Berlin
  • Manuela Kämmerer (Programmleitung) Christine Florack (Programmleitung)
  • Tempelhofer Ufer 11
  • 10963 Berlin
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