Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse beschäftigten sich eine Woche lang mit der Problematik LICHTVERSCHMUTZUNG auf ästhetisch-forschendem Wege. Hier wurde die Idee einer ZELTSTADT nach einem methoden- und inhaltsvermittelnden Einstiegstag im ländlichen Raum umgesetzt. Dabei ging die Künstlerin vernetzend auf die Projektinhalte und künstlerischen Resultate zweier vorangegangener Projektzyklen, die in Erfurter Schulen zur gleichen Thematik umgesetzt worden sind, ein. Der Reiz in diesem Projektdurchlauf lag wiederum in der für drei Tage angelegten astronomisch und ökologisch orientierten „Outdoor-Forschung“. Dazu erkundete die Künstlerin gemeinsam mit der projektbegleitenden Lehrerin die nähere Umgebung der Schule nach einem geeigneten Forschungsort, an dem möglichst keine künstlichen Lichtquellen vorhanden waren. Die Beteiligten entschieden sich für den wenige Kilometer entfernten Ballhäuser Sportplatz, an den ein Biotop mit Wildgehege und Teich angrenzt. Dort campierten die Jugendlichen - umgeben von absoluter Nacht - in Zelten, um in Gruppen die unterschiedlichsten Auswirkungen menschenverursachten Lichtsmogs auch hier zu untersuchen.
Die Gruppenbildung ergab sich aus den eigens im Rechercheprozess entwickelten Forschungsfragen und Interessensgebieten. Die Schülerinnen und Schüler fanden sich in Teams mit ähnlichen Forschungsvorhaben zusammen. Insgesamt wurden fünf Themenfelder erforscht: Straßenbeleuchtung auf angrenzenden Zufahrtswegen in unmittelbarer Ortsrandlage, die Beeinflussung von Mensch und Tier durch natürliches und künstliches Licht, besonders hier das Insektenverhalten, die Einflüsse künstlichen Lichts auf den Schlaf sowie dazugehörige Stoffwechselvorgänge, außerdem der Nachthimmel über größeren Siedlungen bzw. Städten in der Umgebung. Dazu liefen unter Nutzung vorbereiteter Forscherbeutel mit Lupenglas, Taschenlampe, Luxmeter, Skizzenbuch, Grafikmaterial sowie LED Gemeinschafts-, Gruppen- und Einzelexperimente ab.
Die Projektbeteiligten nahmen die Umgebung bei Tageslicht, auch in der Dunkelheit und unter Einwirkung künstlichen Lichts wahr. Sie skizzierten bei Dunkelheit, ergründeten dabei auch Anpassungsvorgänge des Auges, testeten diesbezüglich ihre Wahrnehmung. Weiterhin erforschten sie das Verhalten von Insekten, Fischen und Vögeln in der Dunkelheit und führten vergleichsweise Tests mit unterschiedlichen Beleuchtungsquellen durch. Sie schufen eine beleuchtete Allee auf einem kleinen Weg mitten im Biotop, indem sie sich - Straßenlaternen gleich - mit Taschenlampen formierten und dabei die immense Lichtausbreitung mit nur kleinen Lichtquellen feststellten. Zeitgleich hielt die Künstlerin die Ergebnisse fotografisch fest und machte selbst bei geringster künstlicher Beleuchtung auf die Veränderungen am Nachthimmel aufmerksam. Die ästhetischen Versuchsreihen wurden durch das Entwickeln von Luminogrammen/Lichtmalereien bereichert.
Höhepunkt des Projekts bildete das Abschlussexperiment. In sich steigernden Beleuchtungsstufen, beginnend mit der absoluten Dunkelheit über die Beleuchtungsintensität von Feuerstellen, gefolgt von Tests mit kleineren Lampen bis hin zu „inszenierten“ Illuminationen, nahmen die Schülerinnen und Schüker die Umgebung ihrer kleinen Zeltsiedlung mit allen Sinnen wahr und hielten ihre Feststellungen auf Reflexionsplakaten fest. Am Abschlusstag wurden die Ergebnisse in der Schule innerhalb eines Foto- und Materialparcours, den sowohl Eltern, Lehrerinnen und Lehrer als auch die Teilnehmenden selbst durchschreiten konnten, präsentiert.
Projektbeteiligte: Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 sowie ihre Klassenlehrerin Rita Waldschmidt (auch Kulturbeauftragte der Schule)
Projektpartnerin: Rosmarie Weinlich (Freie und Konzeptkünstlerin)