... an die Kulturagentin Eva Randelzhofer

16. Oktober 2017 | Berlin
© DKJS/Eva Randelzhofer

Warum bist Du Kulturagentin geworden?

Ich finde es sehr spannend künstlerische Strategien in kunstfremde Kontexte einzubringen, Fragen zu stellen und partizipative Entwicklungen anzustoßen. Wir öffnen Verhandlungsräume in den Schulen und sind im besten Falle ein Motor für schulinterne Veränderung. Die Kunstgeldprojekte ermöglichen eine Beteiligung vieler Akteurinnen und Akteure. Oft entsteht etwas Neues, manchmal auch Unvorhergesehenes, gesteuert von multiplen Autorenschaften. Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Künstlerinnen und Künstler und Schulleitungen – sie alle sind an der Projektentwicklung und Reflektion beteiligt. Das ist ein kollektiver Prozess und hat eine ganz besondere Kraft. Mein Ziel ist, eine breite Verankerung von Gestaltungsprozessen im Betriebssystem Schule zu etablieren. Ich möchte einen neuen Verhandlungsraum abseits von gewohnten Routinen öffnen, in dem alle auf Augenhöhe von allen lernen. Auch für die Künstlerinnen und Künstler ist ein neues Arbeitsfeld entstanden, in dem in den letzten Jahren eine enorme Professionalisierung stattgefunden hat.

Was machst Du als Kulturagentin? Wie sieht Dein Arbeitstag als Kulturagentin aus?

Im übertragenen Sinne sorge ich dafür, dass die Bälle hin und her gespielt werden, und dass alle Spielerinnen und Spieler gesehen und gehört werden. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit sind die regelmäßigen Treffen mit den Kulturbeauftragten der jeweiligen Schule. Außerdem bewege ich mich zwischen den Akteuren in Schule, den Vermittlerinnen und Vermittlern der Kulturinstitutionen und den Künstlerinnen und Künstlern. Ich übersetze in die unterschiedlichen Sprachen der beteiligten Professionen und bin quasi Schnittmengengestalterin. Schön ist es, dass ich hin und wieder in dem Prozess einen „Kompetenzspagat“ machen darf.

Was war Dein schönstes Erlebnis als Kulturagentin?

Es gibt immer wieder schöne und überraschende Momente. Beispielsweise wenn Formate, die wir einmal ausprobiert haben, wie der Poetry Slam im Deutschunterricht oder die Einrichtung einer „Wochenwand“ selbstverwaltet und nachhaltig in den Schulalltag integriert werden. Einfach weil es allen Beteiligten sehr viel Spaß gemacht hat. Dann merke ich, wie sinnvoll meine Arbeit für die Schülerinnen und Schüler ist.

Welche drei Schulen betreust Du im Rahmen des Landesprogramms Kulturagenten für kreative Schulen Berlin und was zeichnet diese aus?

Das OSZ Bau und Holz und die Hagenbeck-Schule (ISS) sind zwei benachbarte Schulen in Berlin Weißensee. Beide Schulen sind nicht nur als Schulformen (ein Oberstufenzentrum mit einer Schülerschaft von circa 5000 und eine Sekundarschule mit ungefähr 420 Schülerinnen und Schülern) sehr unterschiedlich, sondern auch von ihrer Lehrer- und Schülerschaft, Schulkultur und Geschichte. Beide sind aus dem Modellprogramm Kulturagenten für kreative Schulen als Referenzschulen hervorgegangen und zertifiziert worden. Sie haben schon viele Erfolgserlebnisse im Bereich kulturelle Bildung erfahren. Die Kurt-Schwitters-Schule (ISS) ist seit 2015 im Programm und bringt eine langjährige Tradition in der Kooperation mit Künstlerinnen und Künstlern mit. Alle drei haben gemeinsam: Sie haben immer wieder Entwicklungsbedarf und setzen sich neue Ziele. Außerdem gehen sie sehr wertschätzend mit den Künstlerinnen und Künstlern um und arbeiten mit den Kulturschaffenden auf Augenhöhe.

Mit welchen Kulturinstitutionen und Künstlerinnen und Künstlern planst Du zusammen zu arbeiten, und wo willst Du mit Deiner Arbeit Schwerpunkte setzen?


Die endgültige Entscheidung, mit welchen Künstlerinnen beziehungsweise Künstlern und Kulturinstitutionen kooperiert wird, trifft die Schule. In meiner beratenden Funktion habe ich zwar eine Stimme und kann immer wieder Inputs und Ideen reingeben und kontextualisierende Brücken zu den Künsten bauen. Ich empfinde meine Rolle aber eher als jemand, der den konzeptuellen Rahmen vorgibt und hilft, ihn in Antragslyrik zu übersetzen. Dabei hilft mir auch, dass ich in den letzten Jahren meine Leidenschaft für partizipative Theaterformen und Tanz entdeckt habe. Letztendlich fange ich die Vielstimmigkeit in Schule ein und moderiere Projektenwicklungen."