5.Akademie: „Kulturagenten in der Migrationsgesellschaft“
„Kulturagentinnen und Kulturagenten in der Migrationsgesellschaft“ lautete der Titel der 5. überregionalen Fortbildungswoche für die Kulturagenten. Die Akademie fand vom 15. bis zum 19. April 2013 in Mannheim statt und war dort neben einem Besuch im Mannheimer Kinder- und Jugendtheater Schnawwl vor allem im Musikpark Mannheim und im Gemeinschaftszentrum Jungbusch zu Gast. Zielsetzung dieses Moduls war die Öffnung eines Raums, in dem über die Chancen und Herausforderungen von kultureller Bildung in der Migrationsgesellschaft nachgedacht und diskutiert werden konnte. Insbesondere die Rollen und Aufgaben der Kulturagentinnen und Kulturagenten sollten vor diesem Hintergrund verhandelt werden.
Für die gesellschaftliche Wirklichkeit in Deutschland sind Migrationsphänomene von grundlegender Bedeutung. Sowohl in Schulen als auch in Kunst- und Kulturinstitutionen ist Migration in den letzten Jahren zu einem viel diskutierten Thema avanciert. Aber wie haben sich die Institutionen und ihre Akteure inzwischen auf die migrationsgesellschaftliche Realität eingestellt? Wie wird umgegangen mit migrationsbedingter Pluralität und Differenz und wie wird sie beispielsweise sichtbar in den Programmen und Vermittlungsangeboten der Kulturinstitutionen? Wie sieht es in den Schulen aus?
Als Referent war u.a. der Psychologe und Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Paul Mecheril eingeladen, der mit seinem Vortrag „Über Sinn und Unsinn von kultureller Bildung in der Migrationsgesellschaft“ aus migrationspädagogischer Perspektive in das Schwerpunktthema einführte. Dr. Joachim Baur, freier Kurator und Museumsberater mit der Berliner Ausstellungsagentur „Die Exponauten“ sprach in seinem Vortrag „Contact Zones. Museen in der Migrationsgesellschaft.“ über die Rolle des Museums und die Musealisierung der Migration. Die Intendantin des Mannheimer Kinder- und Jugendtheaters Schnawwl Andrea Gronemeyer stellte am praktischen Beispiel die Arbeit des Theaters hinsichtlich seiner migrationsgesellschaftlichen Öffnung vor. Als ein Beispiel für die Öffnung von Schule wiederum, wurde das Modellprojekt NÜRTIKULTI – VIELFALT GESTALTET GRUNDSCHULE mittels eines filmischen Interviews mit Markus Schega, dem Schulleiter der Nürtingen Grundschule in Berlin Kreuzberg, der Politologin Ann-Sofie Susen und dem Islamwissenschaftler Ibrahim Gülnar von der Stiftung SPI, vorgestellt. Die Schule hat sich mit dem Modellprojekt auf den Weg hin zu einer differenzfreundlichen Schule gemacht und begonnen, ihre eigenen Zuschreibungen im Schulalltag zu reflektieren. Die Schüler, Lehrer und Eltern werden darin qualifiziert und bestärkt, konstruktiv mit Differenz umzugehen und Vielfalt als Ressource für die Schulkultur zu nutzen.
In parallelen Workshops wurde zu folgenden Themen praktisch gearbeitet: „Interkultur, Multikultur, Transkultur – Begriffsentwirrung und Selbsterprobung“, „Was kann transkulturelles Theater?“, „Transkulturalität und Stückeentwicklung – Theorie meets theater(pädagogische)Praxis“, „Diversitytraining – Interkulturelles Begrifflichkeits- und Konfliktmanagement aus der Praxis“ sowie „Rassismuskritisches interkulturelles Training“. Schließlich wurde über „Haltungen und Handlungen in der kulturagentischen Praxis in der Migrationsgesellschaft“ reflektiert. Als Referentinnen und Referenten konnten hierfür Anja Schütze und Sophia Stepf von „Culture for Competence“, die Sängerin und Schauspielerin M.D. Pallavi, Ayse Güleç vom Kulturzentrum Schlachthof in Kassel sowie Volkan Türeli und Veronika Gerhard von der akademie der autodidakten im Ballhaus Naunynstraße in Berlin Kreuzberg gewonnen werden.
Neben den Impulsen von externen Referenten brachten einige der Kulturagentinnen und Kulturagenten eigene praxisbezogene Impulse zum Themenschwerpunkt ein und reflektierten anschließend in kleinen Gruppen die eingebrachten Fragestellungen und Themen mit ihren Kolleginnen und Kollegen.