Mit dem Kunstgeld-Projekt „alles auf anfang… und noch viel weiter!“ wird an der Regelschule Hirschberg ab dem Schuljahr 2013/14 der Fokus auf die Einführung eines literarischen Schwerpunkts gelegt. Dieser soll über verschiedene Medien (Theater, Kunst, Musik etc.) den Schülerinnen und Schülern nahegebracht werden.
Workshop „Rap macht Schule“
Den Auftakt bildete der Workshop „Rap macht Schule“ des Rappers Doppel-U alias Christian Weirich im Dezember 2013. In einem jeweils 1,5-stündigen Workshop für die Klassenstufen 5 bis 10 interpretierte der Künstler Lyrik von Goethe und Schiller im modernen Hip-Hop-Gewand. Anschließend widmeten sich die Schülerinnen und Schüler der 7. Klassenstufe drei Tage lang der Poesie des Raps. Unter Anleitung des Rappers Doppel-U schrieben und performten die Jugendlichen einen eigenen Rap-Song.
Workshop „Schreib- und Illustrationsworkshop“
In einem weiteren Workshop im Dezember 2013 konnten Schülerinnen und Schüler der 5. Klassenstufen in einem Schreib- und Illustrationsworkshop ihre persönlichen Geschichten und Gedichte erfinden und illustrieren. An fünf Tagen wurden sie durch die Autorin Daniela Danz sowie der Graphikerin Anja Maria Eisen an das Schreiben und Zeichnen herangeführt. Das Ergebnis waren selbstgefertigte Leporellos, die die Kinder in einer schulinternen Präsentation stolz vorführten.
Mitte Mai 2014 fand die große Projektwoche statt, an der die gesamte Schüler- und Lehrerschaft teilnahmen. Über das Kulturagentenprogramm wurden vier Workshops gestellt.
Workshop „Grenzerfahrungen I“
Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klassenstufe entwarfen mit der Berliner Künstlergruppe „a7.außeneinsatz“ sowie in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth einen Videowalk zum Thema „Grenzerfahrungen“. Im Zentrum des Projekts der Gruppe "a7.außeneinsatz" steht ein Wegabschnitt zwischen Hirschberg und Mödlareuth, der an der ehemaligen innerdeutschen Grenze entlangführt. Im Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth forschen die Schülerinnen und Schüler zur Zeitgeschichte der deutschen Teilung und gehen der Frage nach, welche Erfahrungen die Menschen in Mödlareuth und Hirschberg in der Vergangenheit mit der Grenze gemacht haben und welche Rolle sie im heutigen Leben noch spielt. Entlang eines Teilabschnitts des ehemaligen Grenzstreifens entwickeln die Jugendlichen eigene künstlerische Aktionen und Interventionen, in denen der eigene Körper und auch Sprache ins Spiel kommen. Dabei können sich Fragmente historischer Quellen und das Hier und Jetzt, Erzählungen und eigene, individuelle Erfahrungen mit Grenzen überlagern. Diese Beiträge wurden von a7.außeneinsatz und den Schülerinnen und Schülern mit Video- und Handykameras festgehalten und zu einem Video zusammengefügt, das auf einem mobilen Gerät (wie z.B. Smartphone oder Ipod) abgespielt werden soll. Ziel ist, dass der Video-Walk „Grenzstreifen“ beispielsweise von Besuchern des Museums ausgeliehen werden kann und über mehrere Stationen hinweg an der ehemaligen Grenze entlangführt. Beim Begehen des Weges mit dem Video überlagert sich das Videobild mit dem Moment der Wanderung und den „realen“ Bildern. Es entsteht ein vielschichtiges und vielstimmiges Bild, in dem Vergangenheit und Gegenwart, Fiktion und Realität sich überlagern. Die Präsentation des Video-Walks ist für Juli 2014 im Museum Mödlareuth geplant.
Workshop „Grenzerfahrungen II“
Dieser Workshop fand in Zusammenarbeit mit der Erfurter Gedenkstätte Andreasstraße sowie dem Fotographen Ralf Gerlach statt. Die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße erinnert an Unterdrückung und Widerstand während der SED-Diktatur in Thüringen 1949-1989. Im Gebäude der heutigen Gedenkstätte betrieb das Ministerium für Staatssicherheit der DDR eine Untersuchungshaftanstalt. Mehr als 5000 Menschen wurden hier inhaftiert, weil sie sich dem kommunistischen Regime widersetzt hatten. Doch am 4. Dezember 1989 triumphierte die Freiheit: Couragierte Menschen besetzten die Erfurter Bezirksverwaltung der Staatssicherheit in der Andreasstraße – es war die erste Besetzung einer Bastion der gefürchteten »Stasi« während der Friedlichen Revolution. Die neu entstandene Dauerausstellung beschäftigt sich mit den drei Themen Haft, Diktatur und Revolution.
Ziel des Workshops war es, den Schülerinnen und Schülern der 8. und 9. Klassenstufe die Ausdrucksform Fotografie nahe zu bringen und ihnen dabei die Erfahrung einer extremen Begrenzung anhand struktureller Einschränkungen zu vermitteln. Diese Einschränkungen erfolgen auf verschiedenen Ebenen:
1. Raum - Gearbeitet wird ausschließlich in einem fest umrissenen Raum oder innerhalb eines stark limitierten Ausschnittes.
2. Zeit - Der Zeitrahmen für eine Entscheidungsfindung oder Aktion wird extrem begrenzt oder ungewohnt gedehnt.
3. Mittel - Jeder erhält nur eine Einwegkamera mit 27 Bildern zum Fotografieren und ein Blatt Papier zum Aufschreiben der Erfahrungen/Tageserlebnisse.
Zu Beginn der Projektwoche besuchten die Schülerinnen und Schüler die Gedenkstätte in Erfurt. Dort bekamen sie eine Einführung zum Thema SED-Diktatur und begaben sich bereits auf Bildersuche zu einem selbstgewählten Thema (die Themen, die sie wählten, waren Geld, Liebe, Sport und Schule). In Hirschberg wurde die Bildersuche fortgesetzt. Zusätzlich wurden weitere Recherchen durchgeführt sowie Zeitzeugengespräche geführt. Am Ende wurden die besten 24 Fotos gemeinsam mit dem Fotografen ausgesucht. Diese sollen in einer Vernissage im Rahmen des Schuljubiläums zu Anfang des neuen Schuljahres 2014/15 in der Schule präsentiert werden. Die Fotos sollen außerdem im Hirschberger Museum für Gerberei und Stadtgeschichte ausgestellt werden.
Workshop „Schreib- und Druckwerkstatt“
Schülerinnen und Schüler der 5. bis 7. Klassenstufe entwarfen innerhalb der Projektwoche eigene kleine Bücher zum Thema „Kriminalgeschichten“. Begleitet wurden sie dabei von Yasmina Budenz, der Leiterin der „Buchkinder Weimar“. Neben dem Schreiben wurden verschiedene Techniken wie Illustration, Buchdruck, Linolschnitt, Buchbindung angewandt, um zum Ergebnis zu gelangen. Mit Hilfe eines Schreibfahrplans wurde den Kindern das Thema nahegebracht und ein „roter Faden“ gewährleistet. Die Präsentation der Bücher soll im Rahmen der Schuljubiläumswoche Anfang des Schuljahres 2014/15 öffentlich stattfinden. Mit der Leiterin des Workshops werden bis Ende des Schuljahres 2013/14 weitere Workshops mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt.
Workshop „Graffiti“
Mit dem Team Farbgefühl aus Jena (Michael Drosdek & Michael Pook) kreierten die Schülerinnen und Schüler der 7. bis 9. Klassenstufe Bilder für die Außenfassade der Turnhalle. In diesem Workshop erlernten sie die Sprühtechnik unter professioneller Anleitung. Hierbei wurde den Teilnehmern die vielfältigen Techniken dieses Mediums an praktischen Beispielen erklärt, vom klassischen Schriftzug über figürliche Darstellungen, bis zur modernen Schablonengestaltung. Gemeinsam wurden Entwürfe entsprechend eines vorgegebenen Themas erarbeitet und im Anschluss auf Probeflächen die ersten Sprühversuche gestartet. Am Ende der Projektwoche konnte jeder Schüler bzw. alle Schüler-Teams ihre Entwürfe an der Außenfassade der Turnhalle verewigen.
Workshop „Musik? Aber richtig!“
Dieser Workshop fand im Rahmen des Programms „CLARA“ – das Schulmusiknetzwerk des MDR – für Schülerinnen und Schüler der 5. bis 7. Klassenstufe statt. Das Musiklabor war ein interdisziplinäres Projekt, in dem sich auf vielfältige Weise Musik, Tanz und Medien begegnet sind und integrierte das Projekt „Deine Neue Welt“ als Teil des ARD-weiten Musikvermittlungsprojektes „Das Dvorak-Experiment“. Das Projekt „Deine Neue Welt“ war an die momentane Erfahrungs- und Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler (vornehmlich der 5. und 6. Klasse) angepasst. Es wurde versucht die Themen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tagtäglich beschäftigen, aufzugreifen, ihre Gefühle, Gedanken und Probleme, um sie als Ausdrucksmittel für die entstandene Choreografie zu nutzen.
Am Anfang der Projektwoche wurde untersucht, wie Musik uns unbewusst beeinflusst und entsteht. Darauf aufbauend, wurden aus Alltagsmaterialen Instrumente hergestellt. Anschließend wurde auf der Grundlage von Antonin Dvoraks 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ eine Gruppenchoreografie erarbeitet, in der es darum ging, den mutigen Schritt des böhmischen Komponisten nachzufühlen, der Ende des 19. Jahrhunderts seine Heimat verließ, um eine Stelle als Musikdirektor in New York/USA anzutreten. Nach einer kurzen, multimedial aufbereiteten Einführung in Dvoraks Lebenswelt, haben wir überlegt, wie es ist, wenn man die alte, alltägliche Welt verlässt, um in einer fremden, vielleicht sogar besseren Welt neu anzufangen. Welche Erwartungen hat man? Welche Wünsche? Welche Zweifel? Wie sieht unsere heutige Welt aus? Wie eine zukunftsweisende? Alle Gedanken dazu wurden in Word-Boxes gesammelt und mit Hilfe eines portablen Aufnahmegerätes eingesprochen. Daraus sind Audio-Wort-Collagen entstanden, die auf die zugrunde liegende Musik der Choreografie gelegt wurden. Die Musik selbst war nicht Dvoraks Originalwerk, sondern der Remix „Hiawatha“ des französischen Sound Artists Julian Mannarini darüber. Die Choreographie wurde an zwei Tagen mit der Tanzpädagogin Katharina Höhne entwickelt. Am Ende der Projektwoche wurde die Choreographie zusammen mit einer Percussionperformance im Rahmen der Abschlusspräsentationen der Projektwoche gezeigt. Zusätzlich fand am Ende der Projektwoche für alle Schülerinnen und Schüler der Regelschule ein 45-minütiges Konzert mit dem MDR Sinfonieorchester in der Hirschberger Kulturhalle statt.