Das Projekt „Herausforderung: Zeit-Reise“ war ein künstlerisches Unterwegs-Projekt der Klasse 9a der Friedrich-Schiller-Schule Erfurt. Die Kernidee war eine Reise mit dem Fahrrad von Berlin als Großstadt nach Prora ans Meer. Sie fand in der Woche vom 15. - 23. 9. 2012 statt.
Lehrerin Irena Artjuschenko hatte das Projekt „Herausforderung“ kennengelernt und als „Lernen kann man überall“ in der Friedrich-Schiller-Schule im schulinternen Lehrplan intigriert. Wichtig war ihr, dass die Schüler in Vorbereitung und Planung einbezogen waren, eine Chance und Herausforderung zum eigenverantwortlichen Handeln. Durch die inhaltliche Ausrichtung der Fahrt von Berlin nach Prora wurde das Projekt als künstlerisches Erinnerungs- und Unterwegsprojekt weiter gedacht und entwickelt. Es bekam den Titel „Herausforderung: Zeit-Reise“. Die Berliner Künstlerin Denise Faust von „Emil Futur“ begleitete die Schüler während der Fahrt, setzte künstlerische Impulse und war im Prozess der Nacharbeit beteiligt. Der Künstler Frank Krause entwickelte mit den Schülern das gemeinsame Logo.
Der Start in Berlin war aufregend und interessant. Manche Jugendliche standen das erste Mal vor dem Brandenburger Tor. Die Künstlerin bedruckte mit einer kleinen Gruppe Schülern T-Shirts mit dem selbstgestalteten Logo im Siebdruckverfahren (Werkstatt „Vetomaten“). Nachdenklich und betroffen machte die Jugendlichen das „Holocaust Mahnmal“ und das Denkmal "Züge ins Leben – Züge in den Tod: 1938–1939". An der "East Side Gallery" gab es einen Vortrag und eine Graffiti-Tour durch Kreuzberg und Friedrichshain (Archiv der Jugendkulturen e. V.). Während der Tour besuchten die Schüler unter anderem das überdimensionale Graffiti des berühmten Streetartkünstlers "BluBlu" ("Vom eigenen Reichtum in Ketten gelegt").
Am Montagmorgen setzte sich die Gruppe in Richtung Bernau in Bewegung. Die Fahrt konnte beginnen: Montag, Dienstag, Mittwoch, und Donnerstag wurden die Tätigkeiten auf das Wichtigste reduziert. Es gab das Fahrrad, die Strecke, das Essen, das Zelt und den Schlaf. Die Schüler organisierten soweit wie möglich alles selbst. Der Höhepunkt der Fahrradtour war der Donnerstag. Die ursprünglich errechneten 80 km wurden zu realen überraschenden 98,6 km. Am Freitag erreichte die Gruppe mit der Fähre die Insel Rügen. Die restlichen Kilometer nach Prora waren eine Kleinigkeit. In der Jugendherberge gab es endlich wieder ein richtiges Dach über den Kopf, eine warme Dusche und das Essen wurde sogar fix und fertig als Buffet präsentiert.
Die Jugendherberge war ein kleiner Teil eines langgestreckten riesigen Gebäudekomplexes, der sich gespenstig Hunderte von Metern den Strand entlangstreckt. Als „Kraft durch Freude“ diente dieser während der Nazizeit der deutschen Bevölkerung als Urlaubsparadies. In DDR-Zeiten funktionierte er als Militärstützpunkt. Als die Gruppe im morgendlichen Dauerlauf den Gebäudekomplex umrundete, wurden beklemmende Erinnerungen einer vergangenen Zeit gegenwärtig. So war es gut, dass an einer zum Meer zeigenden Mauer in spielerischer Art und Weise ein Klebebandgraffiti mit der Aufschrift "Wir haben es geschafft" kreiert wurde. Bewegend wurde es, als die beiden Lehrkräfte Frau Artjuschenko und Herr Schemann jedem Schüler einen eigenen Stein mit sehr persönlichen Worten überreichten. Den abendlichen Strand und das abschließende Feuerwerk wird wohl niemand aus der Runde vergessen. Sonntag ging es dann zurück mit dem Zug nach Erfurt.
Die Dokumentation des Erlebten sowie ihre künstlerische mediale Nachbearbeitung waren Teil des Projektes. Die Jugendlichen präsentierten ihre Erfahrungen der Schulöffentlichkeit. Im Nachhinein entstanden ein kleines Buch und ein Filmzusammenschnitt.