Re-imaging & reinvention: Lernen als künstlerische Transformation

27. Mai 2015

In Hamburg wird neben dem bundesweiten Kulturagentenprogramm auch das regionale Programm der Kulturschulen mit Unterstützung der Gabriele Fink Stiftung umgesetzt. Seit Beginn dieses Jahres unterstützen Kulturlotsinnen und Kulturlotsen die acht Hamburger Kulturschulen bei der kulturellen Schulentwicklung mit jeweils zehn Wochenstunden pro Monat. Zu einem Fachaustausch zu den ersten Erfahrungen trafen sich Paul Collard, der Kulturlotse Arne Gedigk, die Kulturagentin Kathrin Langenohl, Petra Kochen von der Gabriele Fink Stiftung sowie Yvonne Fietz und Julia Eplinius vom Landesbüro Hamburg der „Kulturagenten für kreative Schulen“. 

Im Mittelpunkt des Fachaustauschs stand das „Lernen als künstlerische Transformation“ im System Schule – wie kann das gelingen? Paul Collard vertrat die These, dass man viel Aufmerksamkeit darauf verwenden sollte, von Anfang an positive Entwicklungsgeschichten für die Schulen zu erzählen, weil sie es sind, die den Verlauf des Programms am stärksten beeinflussen. Veränderungen finden durch künstlerische „Einschreibungen“ in das Selbstverständnis der Schule statt, Einschreibungen in den Köpfen der Schüler/innen, Lehrer/innen, Schulleitung, Eltern, dem pädagogischen und Facility Management-Personal, in die Räume der Schule, in den Veranstaltungskalender, auf den Webseiten, den Schuljahresrhythmus etc.

Bei diesen Geschichten geht es darum, mit der schöpferischen Sicht des Künstlers auf die Welt die Schule neu zu erfinden (reinvention) und bislang verborgene kulturelle Potenziale zu entdecken und sie zur Entfaltung zu bringen. Dies können z.B. leer stehende Räume wie der neue Kulturstandort „Seefeld“ der Stadtteilschule Kirchwerder sein oder die nachhaltige Einbindung von Kulturschaffenden oder Künstlern in den fächerübergreifenden Profilunterricht wie durch Schauspieler an der Stadtteilschule Bahrenfeld, die im berufsorientierten Technik-Profil langfristig Licht- und Technik-Scouts für die Schule qualifizieren.

Für die Neuerfindung der Schule und die künstlerischen Einschreibungen spielt laut Paul Collard die Partizipation auf unterschiedlichen Ebenen eine zentrale Rolle. Nur über Partizipation kann eine Transformation von Gedanken, Gefühlen etc. in verschiedene Medien stattfinden und der Prozess des Lernens sichtbar werden. Dieser Akt der Übersetzung von Erfahrungen in Bilder, Sprache oder Musik ermöglicht erst ein gegenseitiges Verstehen und eine Kommunikation über gemeinsame Visionen und Wertvorstellungen und bildet die Grundlage für eine gemeinsame positive Geschichtsschreibung.

Jede Schule, die kulturelle Schulentwicklung umfassend, mit Engagement und Überzeugung betreibt, lässt sich auf einen tiefgreifenden Veränderungsprozess ein. Denn nicht nur für Schülerinnen und Schüler entstehen neue Räume sich künstlerisch mit ihrer Lern- und Lebenswelt auseinanderzusetzen, sondern auch Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, Schulleitung usw. werden herausgefordert, sich mit ihrem eigenen kreativen Potenzial aktiv in die Umgestaltung der Schule auf allen Ebenen einzubringen.

Beide Programme (Kulturagenten und Kulturschulen) basieren auf dem Konzept der „Creative Partnership“ von Paul Collard. Während die Kulturagentinnen und Kulturagenten in Hamburg einen professionellen künstlerischen Background haben und u.a. als Vermittler zwischen Schule und Kultur auftreten, befördern die Kulturlotsen schwerpunktmäßig interne Schulentwicklungsprozesse.

Auch zukünftig ist ein regelmäßiger Fachaustausch zwischen den Kulturagenten und den Kulturlotsen geplant. Es ist immer wieder bereichernd zu hören, wie sich Schulen kreativ „neu erfinden“ – und jede auf ihre ganz individuelle Art.

Kontakt

  • Landesbüro Hamburg "Kulturagenten für kreative Schulen"
  • conecco gUG Kultur, Entwicklung und Management
  • Ruth Zimmer
  • Stresemannstraße 29
  • 22769 Hamburg

www.kulturagenten-hamburg.de