Welten erobern in Kooperation mit Museen

Drei sehr unterschiedliche, allesamt faszinierende Kooperationsprojekte mit Hamburger Museen zeigen, welch großes Potenzial zeitgenössische Kunst- und Bildungskonzepte erschließen können: Sie eröffnen neue Räume im Stadtteil, in der Alltagswelt von Kindern und Jugendlichen und in die Welt der Bücher.
Den Stadtteil erobern mit den Deichtorhallen
Unter dem Motto „Schüler erobern Räume!“ und „Benzenberg reloaded“ eignet sich die Stadtteilschule Helmuth Hübener in Kooperation mit den Deichtorhallen einen Ort mitten im Stadtteil an, genau zwischen den beiden Schulstandorten: die Benzenbergspitze, die zukünftig als Präsentationsort für künstlerische Arbeiten für Schülerinnen und Schüler genutzt werden soll. Die Deichtorhallen bieten den Schülerinnen und Schüler theoretische und praktische Zugänge zu ihren Ausstellungen aktueller Kunst und werden zwischendurch als außerschulisches Atelier genutzt. Die Künstlerinnen und Künstler unterstützen die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Ideenentwicklung, beim künstlerischen Transfer der Ausstellungsthemen in den schulischen Innen- und Außenraum, und arbeiten mit ihnen praktisch vor Ort.
Erkundung des Alltags durch Zimmerreisen
Zur Eroberung des Alltäglichen lädt das künstlerische Genre „Zimmerreisen“ ein. Bei dem Projekt der Stadtteilschule Süderelbe und der Goethe Schule Harburg mit dem Kunstort Harburger Bahnhof soll ein neuer Blick aufs Alltägliche geworfen und eine geistige Reise durchs eigene Zimmer gewagt. Auf der sogenannten Zimmerreise sollen die Schülerinnen und Schüler innere Orte oder Zustände erkunden. Bei diesem Projekt entwickelt der Künstler Daniel Laufer in seinen intermedialen Rauminstallationen „Train of thought“ Erzählungen über das Filmemachen, indem er Rezeptions- und Handlungsebenen zusammenführt. Dabei entstehen performative Räume, in denen die Betrachter Teil der Inszenierung werden. In der Projekt-/Ideenentwicklung und dem Umsetzungsprozess für ihre eigenen künstlerischen Arbeiten und Führungen werden die Schülerinnen und Schüler von dem Künstler und einer Museumpädagogin unterstützt. Ziel des Projekts ist der Umgang mit Bildern durch Hinter-Glas-Malerei und die Auseinandersetzung mit dem Medium Film.
Bücherwelten erschließen mit dem Kinderbuchhaus
Ein halbes Jahr arbeitet eine 6. Klasse der Brüder-Grimm-Schule in Kooperation mit dem Hamburger Kinderbuchhaus im Altonaer Museum mit Alina Gregor fächerübergreifend zu dem Thema „Entscheidungen“. Schülerinnen und Schüler arbeiten bildnerisch-experimentell und philosophisch mit der Illustratorin Katja Kamm und der Philosophin Dr. Kristina Calvertin der Schule. Nach einer kompakten Theater-Projektwoche im Hamburger Kinderbuchhaus werden die Schülerinnen und Schüler dann selbst zu Buchproduzentinnen und-produzenten und erarbeiten ein kleines illustriertes Buch, dessen Form, Auflage und Präsentation im gemeinsamen Prozess entwickelt wird. Das Hamburger Kinderbuchhaus hat drei Schwerpunkte der Vermittlung, die in das Projekt einfließen: philosophieren, Buchwerkstätten und Theater spielen. Mit dem breiten Werkstattangebot aus diesen und weiteren „Techniken“ macht das Hamburger Kinderbuchhaus die Welt der Bücher und die darin erzählten Geschichten für die Schülerinnen und Schüler erfahrbar.
Diese drei Beispiele zeigen, dass Museen durch ihre Ateliers und Werkstätten zu außerschulischen Lernorten werden können. Liegt der Kooperation ein zeitgenössischer Kunst- und Bildungsbegriff zugrunde, so sind auch die Projektergebnisse sehr vielgestaltig: vom Klassenzimmer im Freien, riesigen Lotusblumen aus Lastwagenplane bis hin zu Hinter-Glas-Malerei und innovativen sowie schülergerechten Vermittlungskonzepten ist alles dabei. Museen bieten zusammen mit Künstlerinnen und Künstlern sowie Museumspädagoginnen und -pädagogen eine reiche Vielfalt von Erfahrungsräumen und Möglichkeiten, zur Erprobung und Umsetzung unterschiedlichster Kulturpraktiken. Ausgangspunkt für die kulturellen Kooperationsprojekte waren sowohl Themen der Schulen (Verankerung im Stadtteil, Leseförderung) als auch aktuelle Ausstellungen der Museen (Zimmerreisen). Es fand jeweils eine gemeinsame, von den Hamburger Kulturagentinnen und Kulturagenten begleitete künstlerisch-pädagogische Konzeptentwicklung mit den beteiligten Lehrerinnen und Lehrern, Künstlerinnen und Künstlern sowie und Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiten statt, bei der sehr individuelle Formate entstanden sind, die die Museumspädagogik und Vermittlungsarbeit in Hamburg nachhaltig bereichern werden.