Kreative Prozesse erfahrbar machen - Künstlerische Lehrerfortbildungen im Kulturagentenprogramm

8. Mai 2014

Für eine auf Nachhaltigkeit angelegte kulturelle Schulentwicklung ist auch die Qualifizierung von Kulturbeauftragten, Schulleitungen und Lehrerinnen und Lehrern ein wesentlicher Entwicklungs-Baustein. Scheinen auf den ersten Blick künstlerische und pädagogische Prozesse nicht unbedingt vereinbar, manchmal sogar diametral entgegengesetzt zu sein, so ergibt sich auf dem zweiten Blick ein breites Feld gegenseitigen Nutzens, das jedoch in jedem Kunstprojekt wieder aufs Neue erkundet werden muss. Im Rahmen des Kulturagentenprogramms wurden in Hamburg verschiedene Formate für künstlerische Lehrerfortbildungen entwickelt, die Yvonne Fietz im folgenden Beitrag vorstellt.

Die meisten Hamburger Stadtteilschulen erstrecken sich über zwei oder gar drei Standorte. Die Deichtorhalle hat sich mittlerweile mit zwei Kulturagentenschulen in den kreativen Prozess einer künstlerisch-kulturellen Auseinandersetzung begeben, bei dem für verschiedene Standorte eine gemeinsam gelebte Identität entwickelt wird. Ausgangspunkt für die Vorbereitung eines neuen Projektes ist die jeweils aktuelle Ausstellung und die Themenstellung der Schule. Nach einer gemeinsamen Begehung werden erste Anknüpfungspunkte in Workshops im eigenen Haus entwickelt. So sind die Lehrkräfte bestens mit der Arbeitsweise der Deichtorhallen vertraut und die Künstlerinnen und Künstler sowie und Kunstvermittler kennen die Einbettung des Kunstprojektes in die Schulstruktur. Diese Arbeitsweise wurde u.a. erfolgreich bei dem Projekt „Gemeinsam stark“ der Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg und dem Projekt „Benzenbergspitze“ der Helmuth Hübener-Schule umgesetzt, bei denen es über einen längeren Zeitraum künstlerisch-kreativ um die Verbindung zweier Schulstandorte geht. Eine projektunabhängige Qualifizierung des Kollegiums setzte u.a. Silke Edelhoff vom JAS-Werk („Jugend, Architektur, Stadt e.V.“) in Form eines künstlerischen Lehrerworkshop zum Thema Partizipation und Raumgestaltung um, an dem die Lehrerinnen und Lehrer der Stadtteilschule Horn teilnahmen.

 

Das Künstlerkollektiv Berthold & Schön arbeitet mit vielfältigen innovativen Beteiligungs­strategien: „Mit unserer Einstellung zur Beteiligung geht einher, dass wir unsere Autorenschaft als Künstler weitgehend zurücknehmen. Wir definieren einen konzeptionellen Rahmen. Innerhalb dessen ist Platz für Ergebnisoffenheit: Ein Beteiligungsprojekt entzieht sich in Teilen des Prozesses der Kontrolle, dann kann es als solches wirken. Damit zieht eine gewisse Laienästhetik ins Werk ein, die uns willkommen ist.“ So wurden sie an der Stadtteilschule Eidelstedt bei der Konzeption einer Schulkultur-Vision – „Schule als Lebensort“ – einbezogen, und an der Brüder-Grimm-Schule moderierten sie einen künstlerischen Lehrerworkshop für alle Mitglieder der Kulturgruppe und alle Lehrkräfte des 6. Jahrgangs im Rahmen des Projektes „Galerie der Helden“.

 

In einer internationalen Stadtgesellschaft wie Hamburg dienen künstlerische Qualifizierungen in unterschiedlichster Form unter anderem auch einer Annährung und kreativen Auseinandersetzung mit Migrations- und Kulturbegriffen. Die „Fräulein Wunder AG“ vom Fundustheater gestaltete beispielsweise zwei interaktive Theaterabende in der Erich Kästner Schule über die Migrationsgeschichte des Kollegiums. In Vorträgen und Diskussionen zu projektspezifischen Themen wurde in einer Reihe von Abendveranstaltungen zum Thema Interkultur an der Erich Kästner Schule u.a. mit Paul Mecheril und Mark Terkessidis gearbeitet. Die Stadtteilschule Winterhude setzte eine zweitägige Arbeitstagung in Zusammenarbeit mit K3 – Zentrum für Choreografie/Tanzplan Deutschland zum Thema „Kultur“ an der Schnittstelle Schule und Nachbarschaft um, mit jeweils 80 Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern, Schulleitungsmitgliedern, Eltern und externen Künstlerinnen und Künstlern. Constanze Cauers vom Schauspielhaus machte die Lehrerinnen und Lehrer der Stadtteilschule Niendorf mit dem Ansatz des Biografischen Theaters vertraut.

 

Darüber hinaus sind die Kulturagentinnen und Kulturagenten mit ihrem künstlerischen Hintergrund Spezialisten, wenn es um die Vermittlung dramaturgischer und kuratorischer Konzepte geht; so leiten auch sie immer wieder künstlerische Lehrerworkshops, bieten Unterrichtsberatung an und moderieren Zukunftswerkstätten. Das Landesbüro Hamburg bietet ergänzend Lehrerfortbildungen zur „Künstlerisch-pädagogischen Projektkonzeption“ und zur systematischen und projektunabhängigen Qualifizierung an.

 

Künstlerisch-kreative Lehrerfortbildungen sind für eine nachhaltige Verankerung einer kulturellen Schulentwicklung unabdingbar, um die Unterschiede künstlerischer und pädagogischer Herangehensweise für den Projektverlauf nutzbar zu machen. Die Erfahrung mit künstlerischen Prozessen wird von den meisten Lehrerinnen und Lehrern als wertvoll angesehen. Künstlerische Workshops für Lehrkräfte in den Schulen sind somit ein wichtiger Bestandteil des Qualifizierungskonzeptes in Hamburg.

 

Kontakt:

Landesbüro Hamburg "Kulturagenten für kreative Schulen"

conecco UG - Management
Stresemannstraße 29
22769 Hamburg
Tel 040 / 72 00 444-51
E-Mail hamburg@kulturagenten-programm.de

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  • Landesbüro Hamburg "Kulturagenten für kreative Schulen"
  • conecco gUG Kultur, Entwicklung und Management
  • Ruth Zimmer
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www.kulturagenten-hamburg.de