Von der Hochhauswand bis in den Untergrund: Wie die Hamburger Kunstgeldprojekte wirken

3. Oktober 2012
Schüler der Stadtteilschule Stellingen fotografieren Profitänzer auf Kampnagel Foto: Schüler der Stadtteilschule Stellingen
In Hamburg tragen 48 Kunstgeldprojekte nicht nur dazu bei, Kultur zum selbstverständlichen Bestandteil des schulischen Alltags werden zu lassen, sie pflastern riesige Hochhauswände oder gehen in Ausstellungscontainern auf Reisen. Ob als Mümmelfreaks, in einer Wunderkammer oder mit einer Spukversicherung – alle 24 Hamburger Stadtteilschulen bespielen mit ihren Projekten den Schulraum, die Stadtteile und die Häuser der Kulturpartner.

Durch das Programm „Kulturagenten für kreative Schulen“ werden Hamburger Projekte gefördert, die neben künstlerischer Qualität konzeptionell Teilhabe und nachhaltige Kooperation verfolgen. Wenn die schöpferische Kraft von Kunst Impulse für Schulentwicklungsprozesse gibt, wie z.B. bei dem Projekt „Spukversicherung“, wird es richtig spannend! Denn jeder weiß: in Schulen treiben allerlei böse Geister ihr Unwesen. Kennen Sie den, der die Vokabeln klaut oder auf dem Schulhof spukt? Das gerade mit dem BKM-Preis für Kulturelle Bildung 2012 ausgezeichnete Hamburger Fundus-Theater entlarvt in dem Projekt „Spukversicherung“ zusammen mit sieben Schulklassen aus drei Hamburger Kulturagenten-Schulen gute und böse Schulgeister. Die Geschichten der jungen Geisterjäger werden dann von Schauspielerinnen und Schauspielern des Forschungstheaters auf die Bühne gebracht. Mit dem Abschluss einer „Spukversicherung“ können die Schülerinnen und Schüler gegen böse Geister vorgehen, die willkommenen Geister bringen die Schauspieler/innen dann wieder zurück an die Schule und leiten so durch künstlerische Impulse weitere Veränderungsprozesse ein.

 

Das Hamburger Künstlerkollektiv Friends and Lovers in Underground wiederum macht jetzt ernst mit Marcel Duchamps Zukunftsvision „Wohin der Weg der großen Künstler in Zukunft führt: direkt in den Untergrund“. Angeregt durch Werke des Künstlerkollektivs entwickeln Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Künstlerinnen und Künstlern in dem Projekt „Wunderkammer“ ein Gestaltungskonzept und setzen dieses im Rahmen einer Projektwoche um. Die Projektergebnisse gehen im Anschluss zusammen mit Kunstwerken des Kollektivs auf Reisen.

 

Gerade in Stadtteilen mit Entwicklungsbedarf nehmen Schulen oft eine besondere Rolle im kulturellen Stadtteilleben ein. Bei dem Projekt „Mümmelfreaks“ beispielsweise tragen Schülerinnen und Schüler zum Beispiel partizipatorisch zur Gestaltung von Hochhausfassaden bei – was bislang nur den Erwachsenen vorbehalten blieb. Durch das Kulturagenten-Programm sind sie jetzt an der Reihe und kommen ganz groß raus mit ihren Helden und Vorbildern, zu denen sie zuvor mit Künstlerinnen und Künstlern gearbeitet haben.

 

Die Stärkung der Teilhabe von Kindern und Jugendlichen an Kunst und Kultur ist ein wichtiges Ziel des Kulturagenten-Programms. Schülerinnen und Schüler nicht nur in der Umsetzung von Projekten, sondern auch an der Themenfindung, den Entscheidungsprozessen, Fördervergabe und der Planung zu beteiligen ist das Projekt „Schülerkunstgeldfonds“. Ziel des Projekts ist es, dass Schülerinnen und Schüler selber ein schülerinternes Antrags- und Bewilligungssystem für künstlerische Projekte entwickeln.

 

Bei den 48 künstlerischen Projekten kooperieren die Hamburger Kulturagenten-Schulen mit 21 Kulturinstitutionen. Darunter sind u.a. das Junge Schauspielhaus, die Deichtorhallen, K3 Tanzplan Hamburg, der Hamburger Kunstverein, das Junge Literaturhaus und das Fundus Theater, aber auch Stadtteilkulturzentren wie das Goldbekhaus, Zinnschmelze, BarmbekBasch sowie verschiedene Künstlerkollektive wie z.B. die Beteiligungskünstler Berthold und Schön oder Friends and Lovers in Underground. Darüber hinaus arbeiten die Schulen mit über 65 Einzelkünstlerinnen und -künstlern zusammen.


Kontakt

  • Landesbüro Hamburg "Kulturagenten für kreative Schulen"
  • conecco gUG Kultur, Entwicklung und Management
  • Ruth Zimmer
  • Stresemannstraße 29
  • 22769 Hamburg

www.kulturagenten-hamburg.de