Die Schule der Zukunft selber gestalten

14. Dezember 2014

Wenn ein Schulplattenbau saniert werden soll und dieser Umbauprozess zu einer Nominierung als Kandidat für die Internationale Bauausstellung (IBA) führte – dann muss ganz viel dahinter stecken! Die Rede ist hier von der Staatlichen Gemeinschaftsschule Weimar, die unter dem Begriff „StadtLandSchule“ den Prototyp einer Schule der Zukunft für Thüringen entwickelt. Beteiligt daran ist auch das Kulturagentenprogramm.

Die Staatliche Gemeinschaftsschule Weimar ist eine neue und noch wachsende Schule: 2018 sollen hier etwa 900 Schülerinnen und Schüler nach dem Jenaplan-Konzept lernen – und der erste Abiturjahrgang wird entlassen. Doch schon jetzt reicht das Gebäude der ehemaligen Grundschule im Weimarer Stadtzentrum nicht mehr aus. Fast die Hälfte der Schülerschaft ist in einem sanierungsbedürftigen Plattenbau untergebracht.

Partizipation steht ganz oben

Die gesamte Schulgemeinschaft hat im Schuljahr 2013/2014 beschlossen, einen gemeinsamen Planungs- und Gestaltungsprozess für den Umbau des alten Gebäudes zu starten – und dafür viele Partner mit ins Boot zu holen. „Partizipation steht in dieser Schule immer ganz oben“, erklärt Kulturagentin Sybill Hecht. „Der Wunsch, etwas zu verändern, wird hier immer aus sich selbst heraus geboren.“ Das erklärt, warum die Motivation so hoch und ansteckend ist.

Entstanden ist innerhalb kürzester Zeit eine Vielfalt unterschiedlicher Akteure und Maßnahmen. Einer von vielen Partnern ist die Bauhaus-Universität Weimar. Studierende der Architektur und Urbanistik unterstützen das Projekt und nehmen nicht nur an dem Uni-Seminar zu diesem Vorhaben teil, sondern gehen auch in die Schule – und bauen mit den Schülerinnen und Schülern Modelle.

Bauhütten, (T)raumwerkstätten und ein wachsendes Atelier

In der wöchentlich stattfindenden (T)raumwerkstatt-AG und bei den sogenannten Literaturtagen entstehen dabei erste Ideen für den Planungsprozess. Gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern wollen die Schülerinnen und Schüler 2015 bei den Kunstwerkstatttagen in temporären Bauhütten ihre Vorstellungen kreativ umsetzen. Und auf dem Außengelände des sanierungsbedürftigen Schulstandorts soll mithilfe der Studentengruppe ein BAU_HAUS entstehen: eine Begegnungsplattform und gleichzeitig ein wachsendes Atelier, in dem Ideen weitergesponnen und für jeden nachvollziehbar präsentiert werden können.

Mittendrin steckt die Kulturagentin Sybill Hecht. Sie begleitet die Kunstwerkstatttage und andere Kunstgeldprojekte – und sie ist das Bindeglied zwischen Schule und Universität. Sie sorgt auch für die Kommunikation ins Schulverwaltungsamt, in die Öffentlichkeit und in die ebenfalls beteiligte Stadt Weimar. Die Stadt als Träger der Schule konnte als Antragsteller für den IBA-Antrag gewonnen werden, der im Sommer 2014 gestellt wurde. Neben der Stadt, der Schule, den Eltern und der Bauhaus-Universität ist das Kulturagentenprogramm eine wichtige Instanz des vielschichtigen Umbauprojekts.

„Ich weiß nicht, ob die Schule ohne das Kulturagentenprogramm IBA-Kandidat geworden wäre“, sagt Hecht. „Aber ich weiß: mit uns sind sie es geworden.“ Der intensive Prozess und der Mut, sich überhaupt zu bewerben, seien aus der Zusammenarbeit entstanden.

Nominierung als IBA-Kandidat

Am 30. September wurde die Projektidee „StadtLandSchule. Umbau einer Typenschule in eine Schule der Zukunft“ dann als Projekt-Kandidat der Internationalen Bauausstellung bestätigt. Von 246 eingereichten Vorschlägen erhielten nur 16 den Kandidatenstatus. Für sie beginnt nun die einjährige Qualifizierungsphase, nach der sie zu einem IBA-Projekt werden können.

In der Begründung heißt es: „Der IBA Fachbeirat würdigt diese Projektidee, da es die komplexen Themenfelder der IBA Thüringen konsequent aufgreift und schlüssig mit dem Thema ‚Bildung’ verknüpft.“ Bildungseinrichtungen, insbesondere Schulen, seien in besonderer Form geeignet, über ihren didaktischen Auftrag programmatische Ideen, neue Denkweisen und -kulturen nachhaltig an zukünftige Generationen weiterzugeben.

Ganz egal welche Entscheidung nach der derzeitigen Phase der Qualifizierung als IBA-Projekt getroffen wird, eines steht schon jetzt fest: Alle Beteiligten wollen weitermachen. Der Umbau muss sein und soll kommen!


Kontakt

  • Landesstelle "Kulturagenten für kreative Schulen Thüringen"
  • Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung Thüringen e.V.
  • Sarah Hertam, Leitung
  • Anger 10
  • 99084 Erfurt