Die Synthese von Kunst und Biologie im thüringischen Dingelstädt

24. Januar 2013

Dingelstädt – eine kleine Stadt im historisch-ländlichen Nordwesten Thüringens mit etwa 5.000 Einwohnern: Hier begeben sich Schülerinnen und Schüler der Staatlichen Regelschule „Johann Wolf“ im Rahmen des Kulturagenten-Programms auf eine kulturelle Forschungsexpedition. Im Biologieunterricht verbinden die Neuntklässler im Schuljahr 2012/13 Naturwissenschaften mit Kunst, sie erforschen Photosynthese und Klangkunstphänomene, arbeiten mit Mikroskopen und Mikrofonen. Irritationen und ungewöhnliche Perspektivwechsel sind dabei vorprogrammiert – und das Ergebnis ist offen. Die Forschungsreise startete zunächst mit einer Fahrt zur dOCUMENTA (13) in Kassel im Oktober 2012.

Eine Wissenschaftlerin führte die Jugendlichen durch die weltweit wichtigste Ausstellung für zeitgenössische Kunst. Dabei wurde eine Brücke zur Biologie geschlagen, denn der thematische Fokus dieser Führung lag auf Samen, Boden, Saatgut und Lebensmittelwirtschaft.

Die Exkursion bot nicht nur einen Einstieg in die Verbindung von Kunst und Natur, sondern zielte auch darauf ab, das Kunstverständnis der Schülerinnen und Schüler zu erweitern. Gar nicht einfach – wie sich zeigte: „Ich habe das nicht verstanden, weil das alles für mich keine Gefühle ausdrückt“, schrieb ein Schüler in den Fragebogen, der anschließend von den Schülerinnen und Schülern ausgefüllt wurde.

 

Feldforschung drinnen und draußen

 Mit den Erlebnissen der dOCUMENTA ging es dann zurück in die Schule. Die Phase der Feldforschung begann. Gemeinsam mit ihrer Biologielehrerin Birgit Landefeld und dem Berliner Klangkünstler Georg Werner erforschen die Schülerinnen und Schüler den Dingelstädter Riethpark, seine Bewohner und seine Geschichte. Er dient als traditionsreiches Naherholungsgebiet, aber umfasst auch ein Feuchtbiotop und Wirtschaftsflächen. Die Neuntklässler erforschen den Park nicht nur draußen vor Ort, sondern auch im Stadtmuseum, in der Bibliothek und natürlich in der Schule. Sie erfassen verschiedene Arten von Pflanzen und Tieren, erheben Umweltdaten, kartografieren, recherchieren, fotografieren und führen Interviews. Unterstützt werden sie dabei von zahlreichen Kooperationspartnern: Der NABU Thüringen e.V., die Stadt Dingelstädt, der Riethpark Förderverein e.V. und der Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal sind an dem Projekt beteiligt.

 

Projekttage: Photosynthese im Vereinsheim

Weil auf dem Biologie-Lehrplan in diesem Schuljahr die Photosynthese steht, wurde das Vereinshaus im Riethpark an drei Projekttagen in ein biochemisches Labor verwandelt, in dem die jungen Forscher durch Mikroskope beobachten konnten, wie Pflanzen Sauerstoff erzeugen. Parallel dazu ging der Künstler Georg Werner mit Kleingruppen in den Park, um den Schülerinnen und Schülern durch die Auseinandersetzung mit Bewegungen und Geräuschen in der Natur einen neuen Zugang zu ihrer Umwelt zu ermöglichen. Mit Kunstkopf-, Körperschall- und Unterwassermikrofonen sowie Langzeittonaufnahmen sammelten sie Tonmaterial, das wissenschaftlich und künstlerisch ausgewertet wird.

 

Ziel: Ungeahnte Schätze heben

Das Projekt trägt den Titel „Schatzkammer – eine Feldforschung“ – und dieser Name ist Programm. In ihrer neuen Rolle als Feldforscher konnten die Jugendlichen bereits viele Schätze entdecken: Sie erleben ihren Heimatort Dingelstädt und die Symbiose von Mensch und Natur aus völlig neuen Perspektiven. Vielleicht hat bislang nicht jeder seinen Schatz gefunden, aber die ungewöhnliche Forschungsexpedition ist noch lange nicht beendet. Nach der Materialsammlung und -sichtung wird nun ein künstlerisches Präsentationsformat entwickelt. Die nächsten Projekttage sollen im Februar stattfinden. Das Projekt läuft noch bis zum Ende des Schuljahres 2012/2013.

 

Kontakt:

Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinnützige GmbH (DKJS), Regionalstelle Thüringen
Dr. Kerstin Mayhack , Leitung
Lutherstraße 114
07743 Jena

E-Mail thueringen@kulturagenten-programm.de


Kontakt

  • Landesstelle "Kulturagenten für kreative Schulen Thüringen"
  • Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung Thüringen e.V.
  • Sarah Hertam, Leitung
  • Anger 10
  • 99084 Erfurt